Bote-Forum Juni 2011

Bedenkenswertes von Japan bis Libyen

Goldau wäre nicht das Eisenbahnerdorf geworden, wenn man in der Schweiz nach dem 14. Juni 1891 alle weiteren Ausbauten unseres Schienentransportwesens eingestellt hätte. Damals fuhr ein Personenzug über die noch von Gustav Eiffel gebaute Birs-Brücke bei Münchenstein, welche einstürzte und 78 Menschen in den Tod riss. 171 Reisende wurden bei diesem bis heute grössten Eisenbahnunglück in der Schweiz verletzt. Damals erlitt jedes Land eine ähnliche Katastrophe und nebenher wurden wöchentlich Dutzende wegen der lebensgefährlichen Dampf-Technologie verbrüht oder getötet, weil auch bei stationären Anwendungen immer wieder Kessel explodierten.

Kürzlich ereilte es in Nordostdeutschland einige Dutzend Automobilisten, die «ihre Geschwindigkeit nicht den örtlichen Verhältnissen angepasst» hatten. Wegen Trockenheit, Staub und Windböen bis 90 km/h war bei Rostock die Sicht plötzlich auf unter 10 m gesunken. Massenkarambolage wie im Winter! Acht Tote, 131 Verletzte, total überforderte Krankenhäuser, während zwei Tagen geschlossene Autobahn, welche wegen aufgebrochener Betonfahrbahn durch brennende Fahrzeuge total erneuert werden muss. Diskussionen, ob man auf diesem Teilstück die bisher unbeschränkte Höchstgeschwindigkeit limitieren soll. Theoretisch darf man in Deutschland mit 200 oder 300 km/h fahren, «wenn es die örtlichen Verhältnisse erlauben».

In der Schweiz starben allein seit dem Erdbeben und Tsunami in Japan am 11. März 2011 mehr als acht unvorsichtige Skifahrer bei Lawinenniedergängen. Und dies, ohne dass hinterher alle Skis im Lande eingezogen und als Sondermüll zwangsentsorgt werden. Diese acht im Vergleich zu weit über 20’000 unschuldigen Japanern, denen die historisch schlechten Manieren von Mutter Natur einmal mehr zum Schicksal geworden waren. Inklusive den beiden Arbeitern, die im Keller des Kernkraftwerkes Fukushima gleich nach dem Tsunami ertrunken sind.

Seit Wochen sprechen die Medien aber fast nur noch von den «Opfern im grössten anzunehmenden Unfall» (GAU) eines KKW. Was war passiert? Die haushohe Flutwelle, die ganze Stadtteile weggeschwemmt hatte, scheiterte zwar zunächst an einer Zerstörung des Kraftwerkes, aber der Stromausfall in halb Japan überforderte die Notkühlung der Brennstäbe im nuklearen Teil, so dass rasch Alternativen gefunden werden mussten. Weil die beiden vom Beginn der 1970er-Jahre stammenden KKW wegen Meerwasserkühlung an der Küste gebaut wurden, waren sie nur vor Tsunamis der Grösse geschützt worden, die man aus der Geschichte kannte. Dies galt auch für eine Nachbarstadt, wo man eine 9 m hohe Strandmauer gebaut hatte, welche diesmal aber den 12 m hohen Wellen nicht genügte.

Wer die übertrieben einseitige Berichterstattung über die tragischen Ereignisse mitverfolgte, dem stach vor allem penetrante Panikmache in die Augen. Medienleute, die sonst täglich den schriftlichen Beweis liefern, dass sie Kilowatt nicht von Kilowattstunden unterscheiden können, die selten einen Unterschied machen zwischen Milli- und Mikroeinheiten bei Strahlenwerten, die nicht wissen, dass Isotope mit Hunderttausenden von Jahren natürlicher Halbwertszeit nur schwach strahlen, während die stark strahlenden Formen gewisser Elemente aus kurzfristigen Kernreaktionen schon binnen Tagen oder Wochen zerfallen – sie laufen Amok.

Mit der Empfehlung von Perpetuum Mobiles wie «Speicherkraftwerken zur Stromerzeugung» ziehen sie die Augenbrauen jedes technisch Gebildeten hoch. Sie vermischen ihr Unwissen zu einem Brei, der nur auf eines ausgerichtet ist: Panik beim Bürger auszulösen, weil nur damit sinnlose Massnahmen akzeptiert werden und bei der nächsten Sachvorlage zu Energiefragen entgegen den eigentlichen Interessen abgestimmt wird. Dies in einem Umfeld, wo in der Schweiz Tausende und in Deutschland Zehntausende von Ingenieuren und technischen Berufsleuten fehlen, welche die Zivilisation dringend bräuchte und welche Leser und Zuschauer weit zuverlässiger informieren könnten.

Es wird zwar zugegeben, dass «Tschernobyl» in der damaligen Sowjetunion ein viel gravierender Störfall war als Fukushima. Wenn auch immer noch harmloser als die unzähligen Verstrahlungen ganzer Landstriche, welche im Sibirien der 1950er-Jahre zur Pionierzeit der von Russland noch recht unvorsichtig vorangetriebenen Nukleartechnologie passiert waren. Die Medien sind derzeit die einzigen Kriegsgewinnler im Desinformations-Kampf gegen eine vernünftige Energiepolitik. Schliesslich werden Alle, Volk und Industrie, die Zeche dafür bezahlen. Heute würden in den ersten 24 Stunden nach dem Ausfall der Schweizer KKWs allein in Spitälern und bei Verkehrsampeln mehr Menschen sterben als die 31 damals in Tschernobyl bei den Aufräumarbeiten. Nicht zu sprechen von den täglich 100 Toten bei Verkehrsunfällen allein auf europäischen Strassen!

Ein Rätsel bleibt nur, weshalb ausgerechnet die in vielerlei Tönen schillernden Grünen am ungeduldigsten in den Abgrund drängen, indem sie auf den Mangelwirtschafts-GAU früherer Jahrhunderte hinarbeiten. Und jene «alternativen» Windkraftwerke und Solaranlagen verhindern, welche sie eben noch als «Alternative» gefordert haben. Als ob sie schon wüssten, dass jene bald sehr viel mehr Schrott liefern werden. Noch schwieriger zu erklären ist die Unlogik, dass Gaskraftwerke trotz Frontalkollision mit der «CO2-Problematik» salonfähig gemacht werden. «Alternativ» laufen wir garantiert in echten Strommangel hinein. So, wie einige Euro-Länder (z.B. Dänemark), in denen die Lichter nur dank französischem Atomstrom noch nicht ausgegangen sind.

Eigentlich würden noch weitere Grotesken Aufmerksamkeit verdienen. Der tschechische Schriftsteller und Politiker Vaclav Havel hat es kürzlich als scheinheilig bezeichnet, wie wir Europäer den Diktator Ghadaffi erst jetzt als das bezeichnen, was er schon immer war. Wie Saddam Hussein wurde er verharmlost, obwohl man doch nach Hitler gelobt hätte, gefährliche Diktatoren dürfte man nie mehr gewähren lassen!

Die Geschichte wiederholt sich ständig. Als der damalige US-Präsident Ronald Reagan den gleichen Ghaddaffi schon 1986 nach dem Terroranschlag auf eine Berliner Disco gezielt aus dem Verkehr ziehen wollte, da wurde jener vom italienischen Geheimdienst gewarnt und konnte rechtzeitig aus dem bombardierten Palast in Tripolis fliehen. Dies war noch vor seinem Bombenanschlag auf ein voll besetztes Grossraumflugzeug über Lockerbie.

2011 wurde Libyens Luftabwehr erneut über Nacht  mit Marschflugkörpern der US-Mittelmeerflotte ausser Betrieb gesetzt. Nachdem diese schwierigste Phase ohne zivile Opfer vorüber war, überliessen die USA die Unterstützung der libyschen Opposition den näher gelegenen Ländern, um nicht selber als Kriegstreiber dazustehen. Seither hat sich Ghaddaffi wieder erholt. Er treibt noch heute sein Unwesen, und Tausende sind wegen ihm gestorben. Einzig zielgenaue US-Drohnen behindern seine Schergen neuerdings wieder beim Morden.

Haben Sie den Eindruck, von unsere Medien auch darüber fair, in unserem Interesse und umfassend informiert zu werden?

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