Erfahrungen über 50 Jahre bei Volkshochschulvorträgen

Wenn sich diese nicht bis heute wiederholen würden, hätte es diese Webseite kaum gegeben. Dies muss wohl mit der speziellen Zuhörerschaft bei Volkshochschulen zu tun haben, aber auch mit der eher untypischen Zusammensetzung der organisierenden Vorstände. Meine grundsätzliche Skepsis aufgrund dieser Erfahrungen wurde etwa jedes zweite Mal von der Beharrlichkeit des Veranstalters überwunden. Er will schliesslich auch einmal einen Referenten haben, der ihm einen vollen Saal beschert! Die Verhandlungen sind dann aber jeweils auch noch überdurchschnittlich kompliziert. Dank der Kulanz und der kooperativen Natur des Referenten im Wissen um die Dankbarkeit eines typischen Publikums an Informationen über das, was am Himmel wirklich ist, führte es schliesslich doch oft zu einem Anlass.

Das Publikum besteht aus zwei Hauptgruppen: einerseits Mitgliedern der Volkshochschule, die ihren Beitrag bereits bezahlt haben und Zuhörern an der Abendkasse, die den etwas höheren Eintrittspreis überwunden haben. Während Weltraumvorträge bei anderen Organisationen vor allem thematisch überdurchschnittlich Interessierte anziehen, findet man bei Volkshochschulen erstaunlicherweise viel mehr Leute, die allein wegen der Mitgliedschaft erschienen sind! Andere erwarten bei einer Volkshochschule mehr allgemeines Wissen, aber Kundige suchen exklusive Informationen und erscheinen deshalb gar nicht. Dies äussert sich dann in der Fragestunde durch ein notorisch niedrigeres Allgemeinwissen als bei Einladungen von Organisationen, die sich nicht mit dem Namen Volkshochschule oder gar Akademie irgendwelcher Art schmücken. Als Folge sind die Säle dann trotz meist großzügiger Unterstützung durch die lokalen Medien und womöglich begleitende (aufwendige!) Gratis-Interviews mit dem Referenten nicht ganz so voll wie an anderen Orten.

Umso länger sind jeweils die Honorarverhandlungen, obwohl die meisten Mitglieder des Vorstandes wahrscheinlich noch nie Ihren Jahresverdienst durch die Zahl ihrer wirklichen Arbeitstage dividiert haben, was bei Lehrern oft auf Zahlen führt, die höher sind, als was man mit dem Referenten verabredet hat! Dieser muss aber vielleicht durch die halbe Schweiz reisen, während ein Lehrer mit dem Fahrrad um die Ecke ins Schulhaus findet… Die Kalkulation fällt dann für den Referenten im Endeffekt marginal aus, und seine Zuhörer können es oft nicht verkneifen, ihn für seinen Dienst an der Allgemeinheit (parallel z.B. zu gerne für die Kinder geleisteten Schul-Ferienpässen…) selbst öffentlich als Abzocker darzustellen. Grotesker geht es nicht! Meine Handwerker anderseits entschädigen sich z.B. großzügig für Anreisekosten und müssen selten bei Nacht und Nebel auf ihre Kosten zurückreisen.

Diese paar Fakten mögen anderen Betroffenen helfen, ihre Zeit für die Information von Gleichgesinnten effizienter als bei einer VHS zu nutzen, und Veranstalter rechtzeitig darüber nachdenken zu lassen, welche Voraussetzungen zu rundum begeisternden “Sternstunden” führen. Dort braucht der Referent am Schluss der Veranstaltung nicht den Eindruck zu haben, es sei ihm trotz aller Mühe nicht gelungen, die oft von den Massenmedien betonierten Vorurteile abzubauen, denen echte Weltrauminteressierte nicht so schnell zum Opfer fallen.

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