Ein Besuch im Mekka der Raumfahrt - 1965-2010…
Am Schluss dieses allgemeingültigen Textes findet man einen Link auf aktuelle Tipps, die auch die neuen Falcon-Raketen am Cape einbeziehen, nachdem keine Shuttles mehr starten und man seit einigen Jahren nur noch die Delta 4 und die Atlas 5 beobachten konnte.
Ein Besuch im Raumflugzentrum kostete im Jahre 1965 noch 5 Dollar 25
Cents und dauerte einen Samstagnachmittag lang. Dafür wurde man bei der
Busstation in Cocoa Beach von einem kundigen Driver abgeholt und wieder
zurückgebracht und teilte das exklusive Vergnügen mit nur fünf
Gleichgesinnten aus aller Welt in einem geräumigen Privatwagen. Schon im
Dezember 1972 war ich mit 320 Schweizer Schlachtenbummlern in acht kaum
mehr zu bewältigenden Autobussen dort, denn nicht zuletzt war das Ziel der
Reise die TV-Livesendung der letzten Mondmission Apollo 17.
Heute besuchen jährlich viele Millionen von Besuchern den gewaltig
gewachsenen “Visitor Complex” am Kennedy Space Center, der längst zu
einem Milliardengeschäft geworden ist.
Während vielen Jahren war der reine Besuch der Ausstellungen gratis -
zumindest der amerikanische Steuerzahler hatte ja für das
Raumfahrtprogramm bereits bezahlt! Einzig für die IMAX-Filme und für die
beiden Bus-Tours (im historischen bzw. aktuellen Teil) mussten
bescheidene Gebühren entrichtet werden. Ein Familienvater konnte es sich
leisten, mehrfach an weniger sonnigen Tagen vorbeizukommen und brauchte
sich bei einem Aufenthalt in der Region nicht an einem einzigen Tag vom
Morgen bis zum Abend kaputt zu informieren, nur um ein horrend teuer
gewordenes Billett auszunützen. Zusammen mit drei Kindern konnte er
schon 1999, bescheidene Mahlzeiten und einige Souvenirs eingerechnet,
200 oder gar 300 Dollar liegen lassen! So ist es seit etwa dem letzten Jahr
des letzten Jahrhunderts. Das ist Kaliber Disney – mit dem Unterschied,
dass man dort Mehrtagespässe kaufen kann, welche das Vergnügen pro Tag
wieder in erträgliche Dimensionen reduzieren. Nicht so am Cape!
Ausländische Besucher ärgern sich einfach und sagen, die sonst gar nicht
teuren USA seien teuer geworden. Amerikanische Besucher waren ob der Preiserhöhungen empört, denn sie wussten mehr. Der Aufstand über den plötzlich unverschämt gewordenen privat lizenzierten Abzocker (er hat sich auch schon Nationalparks unter den Nagel gerissen) hat natürlich vor allem die lokalen Bewohner in
Aufruhr gebracht und war bald hinauf bis in die höchsten politischen Ebenen
getragen worden. Mit dem einzigen Effekt, dass den Anwohnern einige
ungenügende Vergünstigungen angeboten worden sind, deren Inanspruchnahme aber einiges Knowhow erfordert.
Früher wählte ich bei jeder Vorbeifahrt von Cape Canaveral Richtung
Norden den Weg über die “Fla-3″ und das Besucherzentrum, um z.B.
einen Blick in die erneuerten Hallen zu werfen, Souvenirs für Freunde zu
kaufen, einen neuen Film anzuschauen oder auch nur ein paar Worte mit
Schweizer Touristen zu wechseln, die ich dort jedesmal traf. Heute meide
ich dieses Mekka der Raumfahrtbegeisterten nach einem Dritteljahrhundert
immer mehr. Als vorübergehend akkreditierter Jounalist während wichtigen
Raumfahrtmissionen kam ich bei Bedarf sowieso näher und billiger an
die Stätten des Geschehens heran – also “no problem”?
Doch! Heute ist es für mich nämlich schwierig bis unmöglich geworden,
Raumfahrtinteressierten am Cape gute Tipps zu geben!
Falls Sie nicht ganz besonders vom Thema begeistert sind: gehen Sie
nicht mehr hin. Es ist einfach zu teuer geworden. Falls Sie den
Weltraumflugplatz unbedingt gesehen haben wollen, dann müssen Sie den
Besuch heute wohl oder übel auf einen Tag beschränken – genau das, wovon
man früher unbedingt abgeraten hat! Benützen Sie eben die Gelegenheit, die
IMAX-Filme anderswo zu geniessen, sei es in z.B. Washington oder dem
Verkehrshaus in Luzern, und verwenden Sie die kostbare Zeit für die Bus-
Tours, welche Sie über etwa drei Etappen (immerhin zeitlich frei wählbar) ins
Saturn-5-Zentrum (Mond-Epoche), zum Shuttle-Startplatz (bzw.
Aussichtspunkt dorthin) und zum Blick in die Space-Station-Konstruktionshalle
bringt. Nehmen Sie Ihre Verpflegung notfalls selber mit und kaufen Sie Ihre
Souvenirs in den Läden der Region zum halben Preis ein. Erstaunlich, dass
man sich dort vernünftige Preise trotz kleinerem Umsatz als bei den
Abrahmern vom Dienst leisten kann! Und vor allem: lassen Sie sich die
Freude am Weltraum von den lizenzierten Abzockern nicht nehmen!
Ein einziger Shuttle-Start oder auch nur gewöhnlicher Raketen-Start, heute vor allem
Falcon-9-Raketen vom Jetty Park (im Park am Strand bei Port Canaveral) oder von
Titusville aus erlebt, kostet nämlich gar nichts und wird Ihnen einen viel nachhaltigeren
Eindruck hinterlassen als ein hektischer Ferientag, der ein Loch ins Budget reisst.
Ein erster Tipp: Wer dort schon alles gesehen hat, kann an der Kasse einen “Souvenir-Pass” für 10 Dollar kaufen, der ihm einen 90minütigen Aufenthalt im Souvenirshop erlaubt, wobei ihm diese 10 Dollar am Ausgang wieder voll rückerstattet werden! Die ständigen Proteste haben offenbar etwas bewirkt. Davon steht auf der Preisliste allerdings nichts – man muss selber danach fragen, wie die Anwohner, für welche der “Ausnahmezustand” eigentlich gedacht ist.
Ein zweiter Tipp: besuchen Sie die Weltraumküste privat! Wunderschöner Strand, meist Sonne, Unabhängigkeit dank Mietwagen, amerikanisches Way of Life für Sie und Ihre Partnerin, ideale Einkaufsmöglichkeiten, vernünftige Preise. Lassen Sie sich bei spacecoastvacations@cfl.rr.com in Cape Canaveral informieren, was Ferienwohnungen am Strand von Cape Canaveral (mit Blick auf die Startplätze!) anbetrifft! Anfragen natürlich auf Englisch.