Die ganze Welt (ausser vielleicht den 14’000 bei SpaceX auf der StarBase Beschäftigten…) schien bis am 13. Oktober 2024) davon überzeugt zu sein, dass das Risiko eines Misserfolges bei der Chopstick-Landung eines 250 Tonnen schweren StarShips viel zu hoch ist. Sie liessen sich vom Gefühl und vagesten Äusserungen in den Medien leiten, dass man doch unmöglich solche «Jumbos» direkt aus der Luft ergreifen und gleich wieder auf die Startplattform setzen könne! Ähnlich wie 2016, als Elon Musk schon nach wenigen Monaten Erfahrung mit Erststufenlandungen auf Bodenplattformen dazu überging, fortan sogar bevorzugt auf schwankenden Meeresplattformen zu landen. Dies war nämlich gleichzeitig Treibstoff sparender, Nutzlast maximierender und genau so sicher! Bis Ende August 2024 ist dies 341 Mal gelungen und 310 Stufen sind in über 8 Jahren bis zu 23 Mal wieder verwendet worden, was SpaceX gewaltige Einsparungen und jenseitige Rentabilitäts-Steigerungen gebracht hat. Diese hat inzwischen die zunächst ebenfalls mit Spott und Unglauben reagierende Konkurrenz total zur Verzweiflung gebracht, denn sie hat fast alle Aufträge in kurzer Zeit verloren.
Jetzt wiederholt sich ein ähnliches Szenario zunächst einmal mit den StarShip-Erststufen-Boostern (den sog. «Super Heavies»), und das hat uns nun Elon Musk, schneller als sogar von kundigen Optimisten erwartet, demonstriert. Später will das Musk dann auch noch mit den Zweitstufen möglich machen, den StarShips, die ungebremst sogar noch fünfmal schneller als die sogar 10mal leichteren Falcons herunterkommen. Sie treten also mit insgesamt 250mal (10x5x5) mehr Bewegungsenergie in die Atmosphäre ein. Auch dabei ist man heute einen grossen Schritt näher zu 100-prozentiger Wiederverwendung gekommen. Solche Zweitstufenlandungen von Orbitalraketen galten bisher sogar grundsätzlich als unmöglich. Elon Musk fühlt sich aber von Unmöglichem angezogen, weil man dann von Anfang an konkurrenzlos ist! Und er hatte auch die nötigen Ideen dazu: baue die ganze Rakete aus Stahl statt Aluminiumlegierungen, dann kann man die Erststufe sogar ganz ohne Vorbremsung in die Erdatmosphäre eintreten lassen, ohne dass sie schmilzt oder verglüht. Dort wird sie dann rein passiv auf die ziemlich gleiche Geschwindigkeit (rund 5500 km/h) abgebremst wie die viel kleineren und bereits routinemässig fliegenden Falcon-9-Raketen, die bis zu diesem Punkt Vorbremsung benötigen. Selbst jene konnten übrigens auch nach 9 Jahren noch von niemandem kopiert werden!
Obwohl beim viel schnelleren StarShip weitere Triebwerksbremsungen nötig sind, hat Elon Musk schon früh die Idee gehabt, sich am Schluss bei beiden Stufen nicht auf wacklige Landebeine zu verlassen, sondern etwas noch viel exotischeres. Stählerne Arme (die sog. Chopsticks) greifen dem 70 m hohen Booster unter die massiven Gridfin-Spoiler bzw. dem 50 m hohen StarShip (wie chinesische Ess-Stäbchen…) unter die vorderen «Flügelchen» und bremsen die bis dahin von den Triebwerken auf wenige Meter pro Sekunde reduzierte Geschwindigkeit mit den weiterhin brennenden Triebwerken ganz auf Null ab. So stellt man sie zum Schluss auf die Startplattform ab – dort, wo man abgeflogen ist und bald wieder starten wird! Eine perfektere Lösung gibt es nicht – und nur damit ist Elon Musk jeweils zufrieden. Es braucht keine massiven Landebeine mehr und auch dies kommt der Nutzlast zu gut!
Wenn eine ungenaue Anfluggeschwindigkeit bis dahin keine sichere Landung verspricht, dann stellt man dies schon viele Minuten früher fest und lenkt den Booster und später auch das StarShip, draussen – unweit des Start- und Landeplatzes – ins Meer (zunächst den Golf von Mexiko) hinaus, ohne den Startturm und die Startplattform zu gefährden. Dies war nun auch bei der StarShip-Boosterstufe schon beim allerersten Versuch nicht einmal nötig! Ganz ähnlich, wie die Navigation schon bisher bei den Falcon-9-Erststufenlandungen, wenn auch noch auf Landebeinen. Dies hat bis jetzt über 300mal funktioniert! Jeder Neugierige konnte das auf Webcams im Internet live mitverfolgen, auch wenn es oft bei Nacht und Nebel stattfindet. Weil sich aber die Wenigsten diese Mühe nehmen, hatten Musk und vielleicht weltweit einige Millionen Kundige solche Erfahrungen den allermeisten Laien – und den Medien – voraus. Jene reagieren erfahrungsgemäss vor jedem neuen technischen Wunder mit der hochmütigen Skepsis von Technophoben und reichen jenen falschen Eindruck, falls sie dazu privilegiert sind, dem Medienkonsumenten weiter.