Ein Freund in Südafrika berichtet, sie hätten einen selten so regnerisch kalten Hochwinter auf der anderen Erdhalbkugel. Zufällig wie am kürzesten Tag im “Hochsommer” in der Schweiz und mit der gleichen Temperatur, konnte ich zurückmelden!
Der Klimawandel ist offenbar ein Mythos, der unseren Wohlstand gefährdet. Das sagten hochrangige Wissenschaftler auch an einer Konferenz in Wien. Stefan Millius direkt aus Mödling bei Wien.
So muss es aussehen, wenn Greta Thunberg einen Albtraum hat, der sie noch lange verfolgen wird. Über 140 Menschen sitzen im Saal. Auf der Bühne folgt ein Redner dem anderen. Sie zeigen Grafiken, blenden Zitate ein. Die Botschaft ist klar: Den menschengemachten Klimawandel gibt es nicht. Die gesamte Klimapolitik beruht auf einer Lüge. Die Erzählung von der drohenden Apokalypse dient einem Milliardengeschäft.
Mödling, eine Stadt vor den Toren von Wien. Das Europäische Institut für Klima und Energie, kurz Eike, hat hier zum 16. Mal zur «Internationalen Energie- und Klimakonferenz» eingeladen. Bei Eike ist man überzeugt, dass die Klimakrise naturwissenschaftlich nicht nachweisbar sei, ein «Schwindel gegenüber der Bevölkerung». Zwei Tage lang will man das in Wort und Bild nachweisen. Es ist das Gegenprogramm zum nicht abreissenden Strom von Hiobsbotschaften rund um eine Erdkugel, die zu verglühen drohe.
Rede und Gegenrede: Das war einst der Kern von Wissenschaft. Heute müssen sich die Stimmen des Zweifels aber schon fast versteckt erheben. Austragungsort der Veranstaltung ist ein unauffälliges Gebäude am Ende mehrerer Nebenstrassen. Erst kurz vor Beginn haben die Organisatoren die genaue Adresse publiziert. Zu viel Transparenz ist nicht angezeigt, wenn man den Klimawandel bestreitet.
Dafür umso mehr Vorsicht. «Es ist vielleicht ein kleiner Overkill», sagt der Mann am Eingang lächelnd, auf dessen T-Shirt «Security» steht. Gemeinsam mit zwei andern gleicht er akribisch eine Liste ab mit den Namen der Eintreffenden. Das Klimathema weckt Emotionen, die ausser Kontrolle geraten können. Aber niemand klebt sich vor die Eingangstür, und vor dem Gebäude werden keine Transparente geschwenkt. Eine Aktivistin hat sich dem Vernehmen nach in die Konferenz eingeschlichen, bleibt aber unauffällig.
Die Zweifler sind unter sich. Sie können in Ruhe einen Kontrapunkt setzen zu denjenigen, die verkünden, dass es eine einzige Wahrheit rund ums Klima gibt, die es zu akzeptieren gilt. Im Saal kommt diese einzige Wahrheit nun gleich zwei Tage lang unter die Räder.
Die Erzählung der globalen Erwärmung diene einem «massiven Umverteilungsplan», sagt beispielsweise Craig Rucker, Mitgründer und Direktor des Committee for a Constructive Tomorrow. Erstmals hat er das vor über zehn Jahren öffentlich festgehalten als Reaktion auf die Uno-Aktivitäten gegen den Klimawandel. Seither hat er mehrere Dokumentarfilme zum Thema publiziert.
Ruckers Einschätzung ist hier Programm. Einige der rund zwanzig Referenten an den beiden Konferenztagen sprechen über politische und wirtschaftliche Auswirkungen des Kampfs gegen den Klimawandel. Andere konzentrieren sich auf wissenschaftliche Aspekte. Was sie eint, ist die Ablehnung dessen, was laut den meisten Medien gemäss 99 Prozent der Wissenschaftler Tatsache sein soll. Diese Zahl ist die Trumpfkarte derer, die vom menschengemachten Klimawandel sprechen.
Doch bei den Konferenzrednern sticht diese Karte nicht. Die Titel der Referate klingen zwar teils reisserisch. Da ist die Rede von «Klimapropaganda» und vom «Energiewende-Narrenschiff». Aber unterlegt sind sie mit Zahlen und Fakten. Stück um Stück wird die gängige Darstellung systematisch hinterfragt. Der Versuch, die globale Erwärmung bis auf die Stelle hinter dem Komma vorauszusagen? Ziemlich verrückt. Erneuerbare Energien? Die reduzieren den CO2-Ausstoss nicht, sondern tun das Gegenteil. Der Klimawandel ist einfach Tatsache, wie die EU verkündet? Eine Plattitüde ohne Beleg.
Plötzlich «umstritten»
In der Lesart der meisten Medien sind Konferenzen dieser Art eine Ansammlung von Verschwörungstheoretikern. Nur dass weder die Redner noch das Publikum verwirrt oder gar ungebildet wirken. Die Anzahl der Universitätstitel ist hoch, zahlreiche der Beteiligten publizieren seit vielen Jahren zum Thema.
Neuer, zumindest in diesem Geschäft, ist der schillerndste Gast der Konferenz. Er würde wohl die Hauptrolle spielen im Albtraum von Greta Thunberg. John Clauser ist 81 Jahre alt und wurde vor zwei Jahren mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet. Danach konnte er sich zunächst kaum retten vor Einladungen an Kongresse und Fachsymposien. Er reiste gut honoriert durch die Welt. Bis er begann, über den Klimawandel zu sprechen.
Inzwischen kommt Clauser auch für weniger Geld, sofern es sein Anliegen betrifft. In der Kaffeepause und beim Mittagessen fällt sein Name immer wieder. «Der hat den Nobelpreis, was wollen sie noch mehr, um zu merken, dass sie falschliegen?», sagt ein Besucher zwischen zwei Bissen zu seinem Tischnachbarn. Aber einmal erworbene Meriten können schnell verblassen. John Clauser, der einstige Star der Forschung, ist das populärste Beispiel dafür, was geschieht, wenn man aus der Reihe tanzt. Man wird über Nacht «umstritten», und vergangene Leistungen sind plötzlich vergessen.
Der Nobelpreisträger ist zum Feindbild der Klimafront geworden, weil er seinen Bekanntheitsgrad für das einsetzt, was nicht mehr erlaubt ist. Er nennt die Behauptung eines Klimawandels «eine gefährliche Korruption der Wissenschaft». Sie bedrohe den Wohlstand der Menschheit. Eine echte Klimakrise gebe es nicht, aber eine Energiekrise, vorangetrieben durch die Hysterie. Als Schlusspunkt des ersten Tages begründet er das in seinem Vortrag mit der These, nach der nicht die Treibhausgase das Klima steuern, sondern ein Wolkenthermostat.
Hier an der Peripherie des Bundeslands Niederösterreich hört man ihm gebannt zu und spendet langen Applaus. Ausserhalb dieses Konferenzsaals wird Clauser als einer abgetan, der vom rechten Weg abgekommen ist. Ihm wird zur Last gelegt, er habe zwar den Nobelpreis für Physik erhalten, aber nie etwas Nennenswertes zum Klima publiziert.
Darüber sprechen sie jetzt am langen Tisch mit Kaffee, Orangensaft und Kuchen. «Ziemlich dreist, einen Nobelpreisträger ohne jedes Gegenargument kleinzumachen», sagt Markus, ein Ingenieur aus der Nähe von Wien, während er sich die Tasse füllt. Er gehöre nicht zum «harten Kern» der Klimadebatte. Aber er sei ergebnisoffen und wolle das ganze Bild haben, «und ich bezweifle, dass ich das in den Zeitungen bekomme». Er freue sich auf die wissenschaftlichen Referate am Samstag. Was dort gesagt werde, könne er überprüfen. «Dann weiss ich, was stimmt und was nicht.»
Steigende Resonanz
Im Saal hat kurz zuvor James Taylor gesagt, was aus seiner Sicht stimmt und was nicht. «Was Klimaalarmisten Ihnen verheimlichen», so der Titel seines Referats. Taylor, Präsident der amerikanischen Denkfabrik The Heartland Institute, zeigt die Verflechtungen unter den Treibern des Klima-Narrativs. Er zeichnet das Bild einer politischen Elite, der es nicht um die Verhinderung einer globalen Erwärmung geht, sondern um Machterhalt und Profit.
«Sie tappen in die Falle, die sie sich selbst gestellt haben», sagt Thuss in gelassenem Tonfall.
Auf ihn folgen unter anderem ein Astrophysiker, Universitätsprofessoren aus Neapel, von Princeton, aus Budapest. «Wir waren noch nie so hochgradig besetzt wie dieses Mal», sagt Holger Thuss, Gründer und Präsident von Eike. Man habe einmal mehr Fehleinschätzungen des IPCC, der Uno-Organisation zum Klimawandel, aufzeigen können. Nun bleibe die Hoffnung, dass das Früchte trage. Anzeichen dafür gebe es. «Die Zahl der alternativen Medien nimmt zu, die Resonanz auf unsere Arbeit ebenso.»
Der Weg dürfte dennoch ein langer bleiben. Der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) sprach von einem «Who is who der internationalen Klimawandel-Leugnerszene» – noch bevor die Konferenz überhaupt stattgefunden hatte und ohne auf die Inhalte einzugehen. Es sei kein Treffen unabhängiger Wissenschaftler, sondern eine «Lobby-Veranstaltung von Klimaschutz-Gegnern».
Holger Thuss bringen solche Medienberichte nicht mehr auf die Palme. «Sie tappen in die Falle, die sie sich selbst gestellt haben», sagt er in gelassenem Tonfall. Stets werfe man Eike und anderen Organisatoren vor, keinen Hintergrund in der Klimaforschung aufzuweisen. Nun habe man einmal mehr reihenweise hochdekorierte Professoren aufgefahren, aber es klinge noch immer gleich. «Wenn wir dann mal zehn Nobelpreisträger sprechen lassen und das immer noch einfach abgetan wird, erst dann bin ich am Ende meines Lateins.»