«Wie Erfolgreiche den Erfolg planen»
im Bote der Urschweiz vom 12.3.2005
Vor vielen Jahren durfte ich einmal für eine damalige Zürcher Wochenzeitung das Erstlingswerk von ex-Migros-Boss Arnold rezensieren. Niemand wollte das nämlich machen. Dank sei für die Gelegenheit, denn ich erinnere mich an bleibend Gescheites, das ich dort gelesen habe. Pierre Arnold wurde als bewährter Manager beratend in kranke Unternehmen berufen. Aus dieser Erfahrung heraus gab er u.a. ein Geheimrezept preis: 90% der Probleme in Firmen hätten ihre Ursache in der gegenseitigen Behinderung von Managern, die eigentlich am gleichen Strick ziehen sollten. Sei dieses von aussen leicht erkennbare Übel erst einmal an der Wurzel behoben, dann seien die restlichen 10% der Sanierungsaufgabe meistens so einfach gewesen, dass es ihn gar nicht mehr gebraucht hätte.
Primaballerinen stossen sich manchmal von der Bühne, könnte man noch etwas kürzer sagen. Als Selbständiger habe ich zum Glück selten unter solchen Behinderungen leiden müssen. Eher die brutal zur Logik zwingende mathematische Ausbildung war es, welche einem als anspruchslos zeitungslesenden Beobachter immer wieder nach Ursachen suchen liess, wenn von erfolglosen oder herausstechend erfolgreichen Firmen und Organisationen die Rede war. Begünstigt bei der Analyse wird man freilich dann, wenn man ein grosses oder kleines Rad aus einer solchen Firma bei irgendeiner mehr oder weniger festlichen Gelegenheit kennengelernt hat. Mit auffallender Regelmässigkeit erinnert man sich selbst nach Jahrzehnten wieder an Namen berühmter Langweiler, welche im Zusammenhang mit Firmenpleiten genannt werden, oder dann kommt es genau umgekehrt. Scheinbar unbedeutende Schaffer, an die man sich nur noch wegen einem hoch interessanten Gespräch ganz unten am Vorstandstisch erinnert, tauchen plötzlich als historisch bedeutsame Firmengründer wieder auf.
Als Mikrounternehmer, der seine eigene Telefonistin, Sekretärin usw. sein muss, darf es nur kostendeckende Administration und kurze Informationswege geben. Das Motto “30 Jahre harte Arbeit an 6 Tagen pro Woche”, das als Gemeinsamkeit fast aller Selfmade-Millionäre in einer Studie eruiert worden ist, unterschreibt man selbst dann sofort, wenn es einem selbst an 7 Tagen nicht unbedingt geholfen hat. Sogar die Maxime “Jung anfangen: wer’s mit 30 nicht geschafft hat, wird später vielleicht sogar selber Mühe haben, sich von der eigenen Durchschlagskraft zu überzeugen“ hat man auch meist als zutreffend erkannt. Plötzlich beobachtet man all das, was einem im kleinen bei der eigenen Arbeit von Computerprogrammierung, Investitionen bis zu Marketing begegnet ist, auch im grossen bei Sportclubs, Fluggesellschaften und sogar Weltraumorganisationen, deren Erfolge und Misserfolge weltweit sichtbarer werden. Ich kam schon einige Male dazu, derlei Zusammenhänge unter dem Titel “Irdische Erfahrungen aus ausserirdischen Abenteuern” in Vorträgen weiter zu reichen. Das Kleine Einmaleins ist nämlich universell und gar nicht so kompliziert. Erst die Komplexitäten, welche aus dessen Missachtung entstehen, sind hinterher oft unlösbar.
Die NASA erkannte das Prinzip „Schneller, besser, billiger – wählen Sie nie mehr als zwei davon“ als wichtigsten Katastrophenverhinderer. Im persönlichen Bereich würde ich noch folgende Erfahrung beifügen: „Hören sie grundsätzlich nicht darauf, was Andere sagen, sondern überlegen vielmehr, warum sie das sagen. Sofern niederträchtige Gründe oder kollektive Gedankenlosigkeit dahinter stehen, dann sind sie eher bestärkt als gehemmt in ihrem Entschluss, den richtigen Weg zu gehen“. Ob als Sportler, Music-Star oder Bürgermeister von London. Auch in 50 Jahren wird niemand längere Zeit mehr ausgeben können als er hat, oder ohne Leistung Erfolg haben. Wirtschaftskriminelle jeglicher Couleur oder monopolistischer Protektion werden sich früher oder später selber ausbremsen. Der Energiesatz lässt sich nicht umgehen, und wer ihn immer berücksichtigt, lebt eigentlich nach dem uralten Erfolgsprinzip, wonach das Handwerk einen goldenen Boden hat.